Press "Enter" to skip to content

Krankenkassen im ersten Quartal mit deutlichem Plus, aber weiter stark steigenden Leistungsausgaben – News – Deutsches Ärzteblatt

Berlin – Die 94 gesetzlichen Krankenversicherungen haben in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres einen Überschuss in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erzielt. Zum Quartalsende betrugen die Finanzreserven der Krankenkassen rund 3,6 Milliarden Euro – dies entspricht 0,1 Monatsausgaben und somit nur der Hälfte der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve in Höhe von 0,2 Monatsausgaben.

„Die guten Zahlen täuschen. Der Überschuss der gesetzlichen Krankenkassen im ersten Quartal 2025 dient ausschließlich zum Auffüllen der niedrigen Reserven und ist kein Zeichen für eine sich entspannende Finanzsituation in der GKV. Im Gegenteil: Auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 sind die Ausgaben wieder deutlich stärker als die Einnahmen gewachsen“, warnte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU).

Das erhöhe den Druck auf die Zusatzbeiträge mit Blick auf das kommende Jahr und unterstreiche den Handlungsbedarf, so Warken. Zur Stabilisierung der GKV-Finanzen sei ein Paket aus kurzfristigen Maßnahmen sowie strukturellen Reformen erforderlich. Eine Expertenkommission werde Vorschläge erarbeiten, auf deren Basis die Beitragssätze dauerhaft stabilisiert werden sollen – diese Vorschläge sollen deutlich früher vorliegen als im Koalitionsvertrag vorgesehen. Parallel soll zügig mit der Erarbeitung von Strukturreformen begonnen werden, um die Weichen für eine langfristige Stabilisierung der GKV-Finanzen zu stellen.

Laut den vorgelegten Zahlen standen im ersten Quartal 2025 den Einnahmen der Krankenkassen in Höhe von 88,3 Milliarden Euro Ausgaben in Höhe von 86,5 Milliarden Euro gegenüber. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,1 Prozent einen Zuwachs von 7,8 Prozent.

Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz entsprach Ende März 2,92 Prozent und lag damit deutlich oberhalb des Ende Oktober 2024 für das Jahr 2025 bekanntgegebenen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von 2,5 Prozent.

Finanzentwicklung nach Kassenarten

Die Ersatzkassen erzielten einen Überschuss von 755 Millionen Euro, die Ortskrankenkassen von 460 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen von 287 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen von 191 Millionen Euro und die Knappschaft in Höhe von 144 Millionen Euro. Die nicht am Risikostrukturausgleich teilnehmende Landwirtschaftliche Krankenkasse verbuchte einen Überschuss von fünf Millionen Euro.

Der Gesundheitsfonds, der zum Stichtag 15. Januar 2025 über eine Liquiditätsreserve von rund 5,7 Milliarden Euro verfügte, verzeichnete im 1. Quartal 2025 ein Defizit von 4,5 Milliarden Euro.

Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent. Verantwortlich für die starke Einnahmenentwicklung im 1. Quartal sind laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) insbesondere die deutlich gestiegenen beitragspflichtigen Löhne und Gehälter. Zwischen Ende 2022 und Ende 2024 konnten Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und beitragsfreie Inflationsausgleichsprämien gewähren, die nun vielfach durch höhere reguläre – und damit beitragspflichtige – Lohnsteigerungen abgelöst werden.

Die Krankenkassen verzeichneten im 1. Quartal 2025 einen weiterhin sehr dynamischen Anstieg der Leistungsausgaben – diese legten um 7,9 Prozent beziehungsweise sechs Milliarden Euro zu. Die Verwaltungskosten stiegen um 5,8 Prozent (177 Millionen Euro).

Als einen „ganz maßgeblichen Treiber der hohen Ausgabendynamik“ identifiziert das BMG den stationären Bereich. Hier stiegen die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen im ersten Quartal um 9,5 Prozent beziehungsweise 2,4 Milliarden Euro – bei, gemäß vorläufiger Daten, rückläufigen vollstationären Fallzahlen. Ursächlich für die hohe Ausgabendynamik seien vor allem hohe Vergütungssteigerungen.

Die Aufwendungen für Ambulante Operationen nach AOP-Katalog und Hybrid-DRG-Katalog wuchsen insgesamt um 60,8 Prozent (162 Millionen Euro). Die Aufwendungen der Kassen für die Versorgung mit Arzneimitteln stiegen um 6,1 Prozent (826 Millionen Euro). Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind gemäß den Daten im ersten Quartal um sieben Prozent (874 Millionen Euro) gestiegen.

Nach den endgültigen Jahresrechnungsergebnissen für 2024 erzielten die Krankenkassen im vergangenen Jahr ein Defizit von rund 6,6 Milliarden Euro. In den vorläufigen Rechnungsergebnissen für das erste bis vierte Quartal hatten die Krankenkassen auf Basis noch unvollständiger Abrechnungsdaten noch ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Insbesondere der Anstieg der Leistungsausgaben hat sich demnach mit 8,2 Prozent gegenüber den vorläufigen Rechnungsergebnissen (plus 8,1 Prozent) nochmals leicht beschleunigt.

aha

Source link